Das Gebäude des Seeschloßes wurde 1887 erbaut. Damals hieß es noch Waldschloß, war jedoch schon Restaurant und Sommerhotel. Die Umbenennung erfolgte kurz nach 1900.
Julius Zimmler, die erste Generation der Gastronomie-Familie, besaß zu dieser Zeit eine kleine Destille am Rosenthaler Platz in Berlin. 1915 pachtete er das „Seeschloß“ von einem Berliner Fleischermeister. Da es noch keine Heizung gab und das „Seeschloß“ nur in der Sommerzeit besucht wurde, versuchte Julius Zimmler seine Gäste auf andere Art zu werben. In der Destille am Rosenthaler Platz kehrten seiner Zeit auch einige Amateurboxer ein, die nach absolviertem Training noch eine Kleinigkeit zu sich nahmen.
Julius erinnerte sich an die alten Kontakte und bot seinen ehemaligen Gästen ein Sparring in Lanke an inklusive Übernachtung und Speisen. Das ganze kostete damals eine Reichsmark! So hatte Julius Zimmler nicht nur zusätzlich Gäste, sondern zog auch noch das schaulustige Publikum für Sparringskämpfe mit an. Dass sich zu dieser Zeit bereits ein unbedeutender Amateur namens Max Schmeling im Ring befand, ahnte man noch nicht.
Am 17.11.1920 kaufte Julius Zimmler nach fünf Jahren Pacht das „Seeschloß“. In demselben Jahr wurde sein Sohn Heinz Zimmler geboren. Das „Seeschloß“ war zu dieser Zeit ein beliebtes Ausflugsziel für die Berliner. Und mit dem Erfolg Max Schmelings kamen immer mehr Gäste nach Lanke. Hier und da berichtet Schmeling in seiner Biographie vom leckeren essen von Mutter Zimmler. Immer wieder zog es ihn im Sommer in sein Lieblings-Trainingslager.
So kam es, dass auch Heinz schon in jungen Jahren mit dem Boxsport Bekanntschaft machte. Gerade als das „Seeschloß“ auf dem Höhepunkt seines Erfolges war, brach die schlimmste aller Zeiten heran. 1938 eingezogen und die Familie auseinander gerissen. Trotz der schrecklichen Zeiten verliebte sich Heinz Zimmler und heiratete 1944 seine Frau Waltraud, die später von allen liebevoll „Traudel“ genannt wurde. Eine junge Ehe, die schon bald auf eine harte Probe gestellt werden sollte.
Heinz geriet in russische Gefangenschaft und wurde für mehrere Jahre nach Sibirien deportiert. Auch Traudel blieb nicht in Lanke, Sie floh aus Angst vor russischen Besatzern nach Flensburg. Julius‘ Frau Therese blieb im Dorf, zog aber zu einer Freundin. Russische Besatzer nutzten den großen Saal als Pferdestall und zerstörten viele Teile des Gebäudes. Die Gedanken an seine Frau und die große Sehnsucht nach ihr ließen Heinz die sibirische Gefangenschaft überleben. Traudel kehrte 1946 nach Lanke zurück, ein Jahr später folgte Heinz aus Sibirien, und endlich waren beide wieder vereint. Der Wiederaufbau des Seeschloßes begann! Vieles wurde aus eigener Kraft geschaffen, Besorgungen mit dem Fahrrad oder dem Bollerwagen erledigt.
Am 9. Oktober 1948 wurde das „Seeschloß“ wieder eröffnet. Heinz und Traudel Zimmler wirtschafteten fleißig und schon bald war das „Seeschloß“ wieder ein gern besuchtes Hotel und Restaurant. Heinz und Traudel bekamen zwei Kinder, die wie selbstverständlich in die Gastronomie hineinwuchsen.
In der DDR-Zeit wurde das „Seeschloß“ ein sogenannter Kommissionshändler. Auf Nachdruck der SED und kurzer Deportation lenkte Heinz ein und wählte das kleinere Übel. Doch es blieb schwierig für das „Seeschloß“. Heinz Zimmler war durch die Kriegsgefangenschaft mit einer absoluten Anti-Sowjet-Einstellung immer wieder Opfer von Ablehnung und Missgunst durch die damalige Regierung. Ab 1980 war das „Seeschloß“ nur noch Restaurant. Der Hotelbetrieb wurde durch den schlechten Zustand des Gebäudes und dessen Unbeheizbarkeit eingestellt.
Der jüngere Sohn Ulrich übernahm am 1. Februar 1985 nach langem Hin und Her die Führung des „Seeschloßes“.
In demselben Jahr wurde sein Sohn Max geboren, der, wenn man den Erzählungen Glauben schenken darf, wohl zu Ehren eines früheren berühmten Gastes seinen Namen erhielt. Ulrich arbeitete mit seiner Frau Ines zusammen im Seeschloß und führte es ganz der Tradition folgend weiter.
Nach dem Fall der Mauer spülte die Wirtschaft viel Geld ins Land. So entschied sich Ulrich Zimmler zur Generalüberholung des Gebäudes. Nach einer kurzen Umbauzeit von nur drei Monaten erstrahlte das Seeschloß in neuem Glanz. Dem damaligen Original nachempfunden, wurde auch der Hotelbetrieb 1993 wieder aufgenommen. So wuchs und wuchs das „Seeschloß“.
2003 bot sich die Gelegenheit, das Nachbargrundstück samt Hotel zu kaufen. Da überlegt ein Geschäftsmann, wie Ulrich Zimmler es einer ist, nicht lange.
Durch eine frühe Scheidung verlor er seinen Sohn an die Stadt Berlin. Doch irgendwie schien das gastronomische Blut in den Adern der Familie immer wieder durch zukommen. Max Zimmler schlug ebenfalls eine Lehre in der Hotellerie ein. Während der Ausbildungszeit lernte er seine Frau kennen. Beide mussten erst viele Stationen durchlaufen und die halbe Welt bereisen, bevor sie der Tradition folgten und den Weg nach Lanke einschlugen. Seit dem 1. Mai 2013 obliegt nun ihnen die Führung des Seeschloßes in vierter Generation. Und wenn man ab und zu in dem großen Treiben am Wochenende im Seeschloß genau aufpasst, kann man bereits die fünfte Generation wackelig zwischen den Stühlen hin und her laufen sehen.
Fortsetzung folgt…